Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wohin der Kurs wohl als nächstes gehen mag? Dann sollten Sie diesen Artikel lesen!
Wie jeden Mittwoch fand auch gestern Abend wieder unser wöchentliches Webinar innerhalb der Tradingausbildung statt. Im Mittelpunkt dessen standen unter anderem klassische Chartformationen, konkret am Beispiel von Schulter-Kopf-Schulter-Formationen. Wie sieht eine solche Formation aus, was ist der Hintergrund dieser und wie lassen sich mithilfe solcher Formationen Ziele ableiten bzw. Strategien entwickeln. Fragen in diese Richtung beschäftigten die teilnehmenden Trader und gerne gab ich meine Erfahrungen mit diesen Mustern weiter. Dabei fiel mir jedoch wieder einmal ein Punkt auf, der gerade bei Tradingseinsteigern für große Missverständnisse sorgt. Konkret geht es um die Frage: schaut ein professioneller Trader in die Zukunft und prognostiziert?
Nicht so trivial, wie es scheint!
Diese Frage ist gar nicht so trivial, wie sie vielleicht erscheint. Schauen Sie sich auf Guidants oder Godmode-Trader um, und Sie werden viele Analysen und in diesen immer wieder Charts mit Prognosepfeilen finden. Dabei haben wir uns auf einen Standard geeinigt. Blaue Pfeile spiegeln die Variante wider, die der Trader/Analyst favorisiert.
Die Frage, ob ein professioneller Trader in die Zukunft schaut und versucht, den weiteren Kursverlauf zu prognostizieren, dürfte angesichts dieser Erkenntnisse eindeutig ausfallen. Wenn Sie sich dann noch den Text der Analysen durchlesen, verstärkt sich dieser Eindruck weiter. In der Analyse werden nämlich die Rahmenbedingungen beschrieben, mit denen man sich in der Aktie gerade auseinandersetzen muss und welche dafür verantwortlich sind, in welche Richtung der Kurs weiterlaufen könnte.
Die Antwort auf die Frage ist also eindeutig: ja, ein professioneller Trader schaut in die Zukunft, immer und immer wieder.
Prognosen und ihre gravierenden Folgen!
Wer sich also mit dem Thema Börse und Trading beschäftigt, kommt unweigerlich zu dem Schluss, dass Profis in die Zukunft schauen. Dieser Eindruck sorgt jedoch für große Schwierigkeiten bei neuen Tradern. Problemen, die sich so festigen können, dass man selbst nach 10 Jahren noch nicht erfolgreich ist (wobei dann noch andere Aspekte hinzukommen).
Der wichtigste Punkt ist wohl, dass man ein völlig falsches Bild davon bekommt, wie die Börse bzw. erfolgreiches Trading funktioniert. Es entsteht der Eindruck, als können Profis aus der unendlichen Vielzahl an möglichen Einflussfaktoren auf den Kurs, jederzeit die richtigen auswählen, diese korrekt kombinieren, um dann einen zukünftigen Verlauf zu skizzieren, der hochgradig wahrscheinlich ist. Dieses Bild sorgt dann für die typischen Fragen, die ich als Trader, Analyst und Coach immer wieder gestellt bekomme: Wohin geht der Kurs jetzt? Was sind jetzt die Ziele? Kann die Aktie weiter steigen/fallen? ...
Im Grunde aber gibt es keinen Profi, der sich hinsetzt und jedes Mal die Glaskugel bemüht, um herauszufinden, was als nächstes passiert. Tatsächlich handelt jeder Profi bestimmte Muster und der erste Schritt, ist immer der gleiche: der Trader schaut sich seine Datenbasis (beispielsweise den Chart) an und fragt sich, ob eines der ihm bekannten Muster vorliegt. Falls nicht, lässt er die Aktie einfach links liegen oder formuliert maximal ein paar allgemeingültige Aussagen, wie der Trend ist aufwärts gerichtet oder abwärts gerichtet. Er fängt aber jetzt nicht an, verschiedenste Faktoren, mit denen er noch überhaupt keine Erfahrung hat, irgendwie zu kombinieren, nur um daraus den wahrscheinlichsten Kursverlauf abzuleiten. Das wird so nicht passieren, egal wie viele Argumente sie in einer Analyse hören.
Achten Sie einmal darauf und sie werden feststellen, dass jeder Trader/Analyst im Laufe der Zeit immer wieder die gleichen Muster abspult, auf die gleichen Werkzeuge zurückgreift und in der Regel auch die gleichen Schlussfolgerungen zieht. Das sieht vielleicht nur deshalb etwas kompliziert und nach ständigen Prognosen aus, weil der Trader viele verschiedene Muster kennt und diese nutzt. Wenn er aber ein Muster kennt, dann hält er sich bei diesem natürlich an seine Erfahrung und erstellt damit natürlich eine Art von „Prognose“.
Eine ganz andere Welt
Wer sich einmal die Mühe macht, ganz bewusst auf diese Dinge zu achten, wird nicht nur schnell feststellen, dass dem so ist, sondern auch seine grundlegende Einstellung zum Thema Börse und Trading überdenken. Dieser Schritt ist in meinen Augen absolut notwendig, um erfolgreich zu sein. Kein Mensch weiß, wohin der Kurs morgen laufen wird. Das einzige was wir an der Börse machen können, ist uns an alten Erfahrungen zu orientieren und den aktuellen Kursverlauf mit diesen abzugleichen.
Erfolgreich zu sein bedeutet, eine Strategie zu haben. Eine Strategie zu haben bedeutet nicht, besonders schlau zu sein und viele verschiedene Variablen immer korrekt zu kombinieren, um den morgigen Kurs zu kennen. Eine Strategie zu haben bedeutet, auf bestimmte Erfahrungen mit bestimmten Mustern zurückzugreifen. Ist ein bekanntes Muster zu sehen, kann man eine Aussage machen, falls nicht, schaut man sich die nächste Aktie an. So einfach ist das.
Praktisch gibt es im Rahmen von Analysen aber noch einen Punkt, den man als Leser bedenken sollte. Manchmal ist ein Analyst beispielsweise aus Aktualitätsgründen dazu „gezwungen“, eine Analyse zu schreiben, obwohl eigentlich für ihn kein wirklich markantes Muster vorliegt. Mir beispielsweise geht es mit Aktien, die Quartalszahlen vorgelegt haben, so. Bezüglich solcher Aktien besteht am Tag der Quartalszahlen immer ein hohes mediales Interesse, aber nur wirklich selten sind solche Aktien direkt handelbar, zumindest ich mag dieses „Muster“ nicht.
Besser traden!
Ich hoffe, mit diesen Informationen können Sie Analysen auf Guidants nicht nur besser verstehen, sondern auch selbst bessere Analysen bzw. Trades entwickeln und damit erfolgreicher werden. Versuchen Sie weniger in die Zukunft zu schauen und entwickeln Sie stattdessen vernünftige Strategien. Ich hoffe, Ihnen helfen diese Zeilen auf Ihrem Weg zum Erfolg! Erstveröffentlichung hier: Autor: Rene Berteit.