Die Welt steht Kopf, Weltbörsen brechen nicht ein.

Januar 2020. Die Spannungen im Nahen Osten kochen wieder hoch und prompt steht die Welt Kopf. Vom dritten Weltkrieg ist die Rede oder das die Weltwirtschaft wegen eines möglichen Ölpreisschocks in die Rezession stürzt. Für Crash-Propheten sind die Entwicklungen im Nahen Osten freilich wieder ein Fest. Jetzt sollten wir aber mal alle in uns gehen und auf dem Teppich bleiben.
Weder wird ein dritter Weltkrieg ausbrechen – im schlimmsten Fall, was keineswegs ein Basisszenario, herrschen für einige Monaten wieder chaotische Zustände im Nahen Osten – noch wird es zu einem Einbruch der Weltkonjunktur im Zuge eines massiven Ölpreisanstiegs kommen. Quelle: Daniel Schütz
Das spiegelt sich auch an der Wall Street wider. Der S&P 500 ist gerade einmal ein Prozent gefallen, während sich die Credit Spreads kaum vom Fleck bewegt haben.
Die moderate Reaktion der US-Börsen deckt sich mit dem üblichen Muster, das in früheren Phasen steigender Spannungen im Nahen Osten zu beobachten war. Und dies spiegelt auch die Tatsache wider, dass der jüngste Angriff der USA bisher keine direkten Auswirkungen auf die Ölversorgung hatte. Die Ölexporte des Irans sind durch die US-Sanktionen bereits stark begrenzt. Darüber hinaus spielte sich der Vorfall im Irak ab und hatte bisher keine direkten Auswirkungen auf dessen Ölförderung.

KEINE NACHHALTIGE AUSWIRKUNGEN AUF DIE AKTIENKURSE

Natürlich kann man eine schwerwiegende militärische Eskalation, die sowohl die Ölindustrie als auch die Weltwirtschaft stärker belastet, nicht völlig ausschließen. Ein angebotsbedingter Anstieg der Ölpreise wäre eindeutig eine schlechte Nachricht für die Weltwirtschaft – denn ein ausgewachsener Krieg zwischen den USA und dem Iran könnte das globale Bruttoinlandsprodukt um gut 0,4% oder mehr belasten. Aber seit dem Aufstieg der USA als einer der größten Ölproduzenten ist das Land weniger abhängig von Importen. Damit wären die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Ölschocks auf die Vereinigten Staaten wesentlich geringer als beispielsweise während des ersten Golfkriegs.
Nachhaltige Auswirkungen auf die Aktienkurse erwarte ich daher nicht. Wichtiger dürfte in naher Zukunft die beginnende Berichtssaison in den USA werden, die womöglich die Gewinne der Wall Street auf absehbarer Zeit begrenzen wird.

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