Intraday Trend Following - Teil 1
Intraday Trend Following vs. Langzeit Trend Following
Es gibt viele Wege, Börsentrends zu identifizieren. Meistens nutzen diese allerdings systematische Methoden um Langzeittrends zu verfolgen, welche sich über Monate oder Jahre entwickeln. Intraday Trend Following dagegen kann ebenfalls sehr profitabel sein, aber es erfordert eine andere Herangehensweise. Langfristige Handelsstrategien basieren normalerweise auf vielen kleinen Verlusten und einigen wenigen großen Gewinnen.
Die Herausforderung für Daytrader besteht darin, dass sie nicht immer den gesamten Trend nutzen können. Abhängig von dem Markt, in dem der Trader handelt, kann der volle Trend erst Stunden später oder am folgenden Tag auftreten. Daher muss der Trader nutzen was er kann solange ein Angebot da ist. Zudem, Langzeit-Trader kaufen oft Stärke und verkaufen Schwäche. Das funktioniert, wenn das Chance-Risiko-Verhältnis 10:1 ist und Trends über Monate anhalten.
Wenn aber ein Daytrader Stärke kauft und Schwäche verkauft, bleibt vielleicht nur sehr wenig Gewinn übrig, insbesondere nach Abzug von Provision und Slippage. Langzeittrends werden von fundamentalen Faktoren angetrieben, die sich über längere Zeit entwickeln und verändern. Kurzzeittrends werden von Ungleichgewichten zwischen Angebot und Nachfrage angetrieben, die sich sehr schnell verändern können. Daher ist ein anderer Ansatz notwendig. Der Trader muss seinen Gewinn realisieren, wenn das Risiko den Gewinn zu verlieren größer ist als weitere Gewinne.
Systematisches vs. diskretionäres Trading
Langzeit-Trader nutzen oft systematische oder mechanische Anlagestrategien. Das bedeutet, dass sehr spezifische Regeln für Einstieg, Ausstieg und Positionsgrößen befolgt werden müssen. Mechanische Handelssysteme können beim Intraday Trading nützlich sein. Sie neigen jedoch zu großen Drawdowns und holen weniger aus dem Trend als möglich ist. Die diskretionäre Trading-Strategie erlaubt es dem Trader, sich anzupassen, wenn der Markt sich verändert. Die systematische Trading-Strategie basiert darauf, sich auf ein System zu verlassen und darauf zu vertrauen, dass sich mit der Zeit Gewinne aufsummieren. Ein Trader mit einer diskretionären Trading-Strategie kann stattdessen versuchen, jede Chance zu maximieren.
Ein paar grundlegende Prinzipien
Abbildung 1: Brent Rohöl, 20. Dezember 2016, 5-Minuten-Chart
Ein Aufwärtstrend ist eine Folge von höheren Hochs und tieferen Tiefs. Abbildung 1 zeigt einen Aufwärtstrend im Rohöl-Future. Der Chart zeigt deutlich wie viel Gewinn vergeben worden wäre, wenn eine systematische Methode benutzt worden wäre, um aus dem Trade auszusteigen.
Abbildung 2: E-Mini, 31. Januar 2017, 5-Minuten-Chart
Ein Abwärtstrend ist eine Folge tieferer Hochs und tieferer Tiefs. Abbildung 2 zeigt einen weniger geordneten Abwärtstrend im E-Mini-Future, aber das Prinzip ist dennoch gültig. In einem Abwärtstrend ist jedes neue Tief ein Test des Trends, der zeigt, ob er weiterhin besteht. Gleitende Durchschnitte und Trendlinien können ebenfalls benutzt werden um Trends zu bestimmen, aber sie zeigen nicht an wie stark der Trend ist, und sie zeigen nicht immer die besten Zeitpunkte um in den Trade einzusteigen oder auszusteigen.
In den nächsten Folgen dieser Artikeln-Reihe sehen wir uns einige der wesentlichen Elemente einer Trading-Strategie an, die auf Intraday Trend Following basiert. Dabei handelt es sich mehr um eine Methode als um eine Strategie mit spezifischen Regeln. Um sie zu nutzen, muss man die Vorgänge im Markt kennen. Es reicht nicht aus, spezielle Indikatoren zu beobachten oder nach Mustern oder Konfigurationen zu suchen.