Trading-Grundlagen 03: Intermarket-Analyse

Die Intermarket-Analyse ist – neben Technischer und fundamentaler Analyse – die dritte Variante, um Börsenkurse zu analysieren. Sie kann als eine Art Synthese der beiden anderen Analyseformen betrachtet werden, da sie verschiedene Märkte (Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Währungen) und deren Wechselwirkungen betrachtet. Dies beinhaltet letztlich sowohl technische als auch fundamentale Aspekte.

Dazu ein Beispiel. Wächst die Weltwirtschaft stark, führt das zu einer höheren Rohstoffnachfrage und damit zu steigenden Preisen dieser Rohstoffe. Das wiederum erhöht die Produktionskosten vieler Güter. Da aufgrund des Wachstums auch die Konsumnachfrage steigt, lassen sich die gestiegenen Kosten in Form höherer Preise an die Verbraucher durchreichen. Aus den höheren Verbraucherpreisen (Consumer Price Index) errechnen sich höhere Inflationsraten, was wiederum zu Zinserhöhungen führt. Diese hemmen das Wirtschaftswachstum, wodurch eine neue, umgekehrte Kausalkette in Gang kommen kann.

Die Effekte einer solchen Wirkungskette erfolgen natürlich sicht simultan. Es dauert einige Zeit, bis sich die Prozesse Schritt für Schritt entfalten. Zudem können externe Dinge – insbesondere wirtschaftspolitische Eingriffe – beschleunigend oder verzögernd wirken. Ob und wie sich der fundamentale Wirkungszusammenhang also tatsächlich in den Kursen niederschlägt, muss mit Instrumenten wie der Technischen Analyse untersucht werden. Mit anderen Worten: Der Wirkungszusammenhang gibt Hinweise, wo Trends entstehen könnten, aber tatsächlich handeln sollte man erst bei technischer Bestätigung.

Die Intermarketanalyse macht grundsätzliche Aussagen zum Zusammenhang der einzelnen Anlageklassen, aus denen sich ein typischer Zyklus ableiten lässt. Dieser wurde ursprünglich von John Murphy entwickelt. [1]

  • Phase 1: Rohstoffe, Anleihen und Aktien fallen (Beispiel: 2001)

  • Phase 2: Konjunktur-Pessimismus; Anleihen steigen (analog fallen deren Renditen), während Aktien und Rohstoffe weiter fallen (Beispiel: Ende 2001 bis Anfang 2002)

  • Phase 3: Rohstoffe drehen nach oben, Anleihen steigen und Aktien fallen (Beispiel: 2002 bis Anfang 2003)

  • Phase 4: Steigende Rohstoffpreise verheißen Wirtschaftswachstum, steigende Anleihekurse schaffen Finanzierungsspielraum für die Wirtschaft. Die Erwartung steigender Unternehmensgewinne lässt Aktien steigen (Beispiel: 2003 bis 2005)

  • Phase 5: Anleihekurse sinken, da aufgrund des Inflationsdrucks die Zinsen erhöht werden. Aktien und Rohstoffe steigen weiter (Beispiel: Mitte 2005 bis 2007)

  • Phase 6: Anleihen und Rohstoffe fallen, Aktien erreichen ihr Hoch. Wenn Aktien nach unten drehen, beginnt der Zyklus erneut mit Phase 1 (Beispiel: 2007 bis Anfang 2008)

 

Da sich die Märkte und die Rahmenbedingungen immer wieder etwas verändern, wird es in der Realität nicht 1:1 so ablaufen. Dennoch gibt dieser Zyklus eine gute Orientierung, wie sich sowohl fundamentale aus auch technische Trends entwickeln können. Das macht die Intermarket-Analyse zu einem wichtigen Instrument für Anleger, um auf langfristiger Basis zu erkennen, in welcher Phase sich die Märkte gerade befinden und was die wahrscheinliche weitere Entwicklung ist. In den letzten Jahren hat das klassische Modell wegen der Quantitative-Easing-Programme alleridngs nicht so gut funktioniert.

B1) 5-Jahres-Chart Öl-Fonds (USO)

Der United States Oil Fund (USO) fiel parallel zum Crash beim Ölpreis von seinem Allzeithoch um mehr als 90% auf ein Allzeittief. Dieser massive Einbruch, der auch von Kursverlusten anderer Rohstoffe – insbesondere Kupfer als Industriemetall – begleitet wurde, deutet auf einen deutlichen Rückgang der weltweiten Wachstumsdynamik hin, was zu einem erheblichen Druck auf die weltweiten Zinsen führte. Im Ergebnis entwickelte sich aus der früheren Inflations- eine Deflationsgefahr.

Chart WTI Rohöl

Quelle: WH SelfInvest, NanoTrader

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Quellen:

[1] Murphy, John J. (2004), Intermarket Analysis: Profiting from Global Market Relationships, Wiley.

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