Traden wie die Profis: so handeln sie an den Terminmärkten

Wer die ersten Jahre des Börsenhandels im kurzfristigen Bereich überstanden hat, wird irgendwann mit dem Gedanken spielen, seine Trades direkt am Terminmarkt abzuschließen. Doch hierbei müssen einige Fallstricke umgangen werden; denn mit dem Terminhandel begibt man sich in die Höhle des Löwen und handelt gegen die besten Profis. Daher gilt: Wissen ist Macht! Funktionsweisen und Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, sind deutlich anders als an den Kassamärkten wie zum Beispiel dem Aktienmarkt. So kann man nicht nur Futures, sondern auch Optionen handeln. Zum Beispiel kann man Options- Kombinationen aufbauen, bei denen Einnahmen generiert werden. Ebenso ist der gleichzeitige Kauf und Verkauf verschiedener Futures-Kontrakte mit unterschiedlichen Laufzeiten möglich – all das sind Vorteile, die man nicht unterschätzen darf. Welche handelbaren Märkte gibt es und was müssen Sie beim Umstieg auf ein Terminmarktkonto wissen und beachten?

Die heutigen  Terminmärkte werden bis auf wenige Ausnahmen  elektronisch gehandelt  und ermöglichen jedem Anleger  auf  einfache  Weise  den  Zugang  von  zu Hause aus. Das war nicht immer  so. Diese speziellen Anlageinstrumente entwickelten sich aus den Warenbörsen Mitte des 19. Jahrhunderts. Geschäftsleute  in den USA fanden sich hier zusammen und organisierten sich, um den Kauf oder Verkauf von Agrarprodukten zu erleichtern. Amerikanische Farmer verkauften  schon Wochen und Monate vor Einbringen der Ernte an Verarbeiter, die sich mit den benötigten Rohstoffen  für das Endprodukt eindeckten. Beide  Handelspartner  hatten den  Vorteil,  dass  sie  mit dem entsprechend abgeschlossenen Preis kalkulieren konnten  und  bereits  im  Voraus  wussten,  wie  hoch  ihr Gewinn  sein wird.  Dazu musste  ein Standard  für  Qualität und Quantität festgesetzt werden, damit jede Partei wusste, worauf  sie sich einließ.  Es wurden  Geschäftsrichtlinien ausgearbeitet – an großen  Bahnhöfen  sowie Binnen- und Seehäfen entwickelten sich damals mehr als 1500 Warenbörsen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts änderte sich alles grundlegend. Kommunikations- und Transportwege wur- den ausgebaut.  So konnten  in Stadtzentren  wie Chicago große Lager errichtet werden, viele kleine Warenbörsen mussten schließen. Heute werden die entsprechenden Rohstoffe und Grundnahrungsmittel global  rund um die Uhr gehandelt. Aus den Warenbörsen wurden sogenannte „Terminbörsen“, die mittlerweile 80 Prozent des Welthandels abwickeln. Durch den Online-Zugang hat sich das Handelsvolumen deutlich  erhöht. Mittlerweile verdienen  auch private  Trader von zu Hause aus Geld. Sie unterstützten damit  die Liquidität, die früher  in einigen  Märkten  nicht vorhanden war.  Man  denke  an Silber,  bei  dem  es den Hunt-Brüdern vor Jahrzehnten  gelang, den Markt für kurze Zeit komplett zu beherrschen.
Mit  der  Einführung von  Zins-  und  Aktienindex-Futures  sowie  von  Optionen  auf  alle  möglichen Handelsinstrumente  wurde   das  Spektrum der Möglichkeiten noch einmal  deut- lich erhöht.

Futureshandel_Limit Up

Der Future-Kontrakt

Die einfachste Möglichkeit, am Terminmarkt  teilzunehmen,  ist  der Kauf- oder Verkauf eines Future- Kontraktes.  Für jeden  Kontrakt  gibt es eine festgelegte  und für jeden Trader geltende Kontraktgröße. So handelt  man zum Beispiel bei einem EUR/USD-Future 125 000 Dollar, während  für Weizen eine Größe von 5000 Scheffel, dem anglo-amerikani- schen Wort „Bushel“, gilt. Zusätzlich zur Menge gibt es noch Qualitätsvor- gaben sowie einen entsprechenden Lieferhafen, auf dem entsprechende Futures angedient  werden können. Das Eingehen  einer  Position  ist eine rechtsverbindliche Vereinbarung über die Lieferung  der Ware zu einem  festgelegten späteren  Termin.  Es kann zu einer  Lieferung  des jeweiligen  Produkts kommen,  bei Aktienindex-Futures erfolgt jedoch der Barausgleich. Die Lieferung der Ware ist bei einem privaten Händler nahezu ausgeschlossen, da der Broker die Position  in den letzten Handelstagen  des Verfallsmonats automatisch schließt. Wurde eine Long-Position aufgebaut, wird diese durch ein Gegengeschäft geschlossen. Umgekehrt verhält  es sich, wenn auf fallende Kurse spekuliert  wird.  Die sogenannte  „Short-Position“ wird  durch den Kauf und damit  die Glattstellung des Fu- tures aufgelöst  und neutralisiert.

Gut zu wissen ...

Alle Kontrakte einer bestimmten Börse für eine spezifische Ware sind  identisch.  Die entsprechende Terminbörse ist der  Mittelsmann. Sie  überwacht beide  Handelsparteien und kontrolliert das Vorhandensein des benötigten Kapitals zum Eingehen und Fortbestand einer Position über mehrere Tage. Gewinne und Verluste werden täglich nach Börsenschluss  bis zur Glattstellung des eingegangenen Vertrags verbucht. Es gibt kaum einen Markt, der mit einem anderen gleichzusetzen ist. Deshalb sollte man genau wissen, wie groß der zu handelnde Kontrakt ist, denn dies schlägt sich maßgeblich in der positiven oder negativen  Performance nieder.  Mittlerweile  gibt  es  einige  Märkte,  bei  denen man  sowohl  „normale“  Kontrakte  als auch sogenannte "Minis“ handeln  kann. Für den S&P 500 Index gibt  es zum Beispiel  zwei Kontrakte.  Den seit  1973 gehandelten normalen Future mit einer Größe von  250 000 Dollar  (250 pro  Punkt) und mit Einführung des elektroni- schen Handels ist auch auf diesen Index ein laufender Mini-Kontrakt handelbar, der nur ein Fünftel der Größe des normalen Kontraktes beträgt. Gleiches wurde mittlerweile auch bei anderen Futures-Kontrakten übernommen, wenn diese zu schwer wurden und aus diesem Grund an Attraktivität für den privaten  Händler einbüßten.

Damit wären wir bei Kursnotierung und Tick-Größe.Sie sollten wissen,  wie  die  Kurse  notiert   wer- den.  Daraus  lässt  sich  in  Kombination  mit  der Kontraktgröße die Tick-Größe  ableiten.  Der EUR/USD-Future zum Beispiel wird in Dollar notiert. Die kleinste  Bewegung  beträgt  0,0001. Multipliziert man die Kontraktgröße mit  der  kleinsten  Bewegung,  in  diesem Fall 125 000 Dollar pro Future, ergibt sich eine Tick-Größe von 12,50 Dollar.  Im Vergleich  dazu wird  der amerikani- sche T-Bond-Future  auf 30-jährige  Staatsanleihen in 1/32 gehandelt,  was zu einem deutlich  anderen Wert führt, nämlich  zu 31,25 Dollar pro Tick. Diese Information ist wichtig, da sich daraus das Portfolio-Risiko anhand  des eingeplanten Stopp-Loss ergibt.

Futures Spezifikationen Beschreibung

Die zwei Seiten von Limit-Tagen

Obwohl man es von den Finanz-Futures wenig kennt, kann es in bestimmten Marktphasen hilfreich sein, zu wissen, wann und wie oft es zur Handelsaussetzung kommt.  Für jeden Futures-Markt gibt es ein maximales Tageslimit an erlaubter  Kursbewegung. Ist dieses  erreicht,  kommt  es zur Einstellung des Handels. Speziell im Nahrungsmittel- bereich  sind  solche  Bewegungen am Tageslimit üblich, dann spricht man von einem „Locked Limit Up“- oder „Lo- cked Limit Down“-Tag. Der Handel wird erst am nächsten Tag wieder  fortgesetzt,  wobei  nicht  ausgeschlossen  ist, dass sich mehrere  Limit-Bewegungen in Folge ergeben. Hat man eine offene Position  im entsprechenden Markt, ist es nur  schwer  möglich, diese zu schließen.  Es kann dazu führen, dass innerhalb weniger  Tage das Kapital komplett aufgebraucht wird, da man dazu verpflichtet ist, den fehlenden  Betrag nachzuschießen.  Im Sommer  2012 gab es mehrere Beispielmärkte, in denen solche Tage hintereinander auftraten,  unter  anderem  Mais, Sojabohnen und Weizen (Bild 1). In einigen  Rohstoffen  wird  nach einem  solchen  Tag das Limit für den Folgetag nochmals  angehoben,  um Tra- dern die Möglichkeit zu geben, offene Fehlpositionen zu schließen.  Bei einer  Handelsaussetzung werden  vorher pllatzierte Stopp-Loss-Orders über- haupt  nicht  – im  schlimmsten  Fall mit  deutlicher Abweichung – ausge- führt.  Außerdem gibt  es bei einigen Rohstoffen im nahen Verfallsmonat kein  Limit   mehr.   Meist   kommt   es nach dem  sogenannten „First  Noti- ce Day“ (siehe Infobox)  zum Handel ohne Grenzen. Nach diesem Tag wer- den Limits deaktiviert. Kurse können ohne Grenzen nach oben oder unten springen.

Weizen Handel

Handelszeiten weichen voneinander ab

Ein weiterer Punkt sind die Handels- zeiten. Wann darf gehandelt  werden? Rund um die Uhr mit einer kleinen Pause oder ist die Börse längere Zeit am Stück geschlossen?  Diese Frage ist wichtig, wenn man kleine Märkte oder  die  europäischen Aktien-  und Renten-Futures  handeln  will.  Je länger  die Pause, desto größer   die  Wahrscheinlichkeit  für  ein  Übernacht-Gap. Einer der bekanntesten Indizes, auf den dies oftmals zu- trifft,  ist der DAX-Future.  Unterschiede von mehr  als 40 Punkten, entsprechend 1000 Euro pro Kontrakt,  sind hier nicht selten. Je größer  die Wahrscheinlichkeit für ein solches Verhalten, desto eher sollte man eine offene Position spätestens zum Tagesende schließen.

Ohne Sicherheiten kein Handelszugang

Zur Eröffnung einer Position braucht man eine sogenann- te „Initial Margin“. Darunter  versteht  man die benötigte Sicherheitsleistung zum Aufbau  einer  Position.  Je nied- riger  diese ist, desto größer  die Hebelwirkung. Die Initi- al Margin  gestattet  es, mit einer Sicherheitsleistung von beispielsweise weniger  als 5000 Dollar Ware im Wert von 100 000 Dollar zu bewegen. Der daraus resultierende He- bel bedeutet entweder  Riesengewinne oder aber den Un- tergang.  Die Initial  Margin  ist auch als Einschusszahlung bekannt. Ist eine Position  eröffnet,  wird  aus der Initial  Margin die Maintenance Margin. Diese gilt bis zur Schließung der entsprechenden Position.  Sie ist niedriger angesetzt und beträgt  in der Regel 65 bis 80 Prozent der Initial  Margin. Der entsprechende Betrag  muss  bei laufendem Handel als Kapital  auf dem  Konto  vorhanden sein und  darf  nie unterschritten werden.  Geschieht  dies  wegen  ungüns- tiger  Kursentwicklung doch,  wurde  früher  bei  Unterkapitalisierung des Kontos  der  Kontoinhaber vom  Broker aufgefordert, eine Nachschusszahlung zu erbringen oder die entsprechende Position  mit  Hinnahme  des Verlustes zu schließen. Die heutigen Handelsplattformen sind dessen ungeachtet  so weit  entwickelt, dass sie die Sicherheits- auslastung  ständig  berechnen  und  Positionen  automa- tisch schließen, falls die benötigte Geldmenge nicht mehr vorhanden ist.

Niedrige Intraday Margin begünstigt Daytrading
Um das Handelsvolumen und die Liquidität innerhalb des Tages zu erhöhen, gibt es an vielen Terminbörsen eine spezielle Margin  für Intraday-Aktivitäten. Diese sogenann- te „Intraday Margin“ beträgt  oft nur die Hälfte der oben angesprochenen Werte. Man geht davon aus, dass die Po- sition zum Tagesende liquidiert wird. Ist das nicht der Fall, erhöht  sich dieser Betrag nach einer bestimmten Uhrzeit. Hat ein Trader  sein Konto  bis an die Grenze ausgereizt, wird die entsprechende Position wegen Geldmangels vom Broker automatisch geschlossen. Man sollte sich beim Broker erkundigen, wann welche Anforderungen zu erfül- len sind.  In einem  engen  Markt  kann es passieren,  dass diese Zwangsliquidierung zu einer kurzzeitigen Kursspitze im Chartverlauf führt. Speziell im EUR/USD-Mini-Future ist es schon vorgekommen, dass weit  weg liegende  Stopps abgeräumt wurden,  während  es im normalen Kontrakt  zu keiner solchen  Bewegung  kam. Im normalen Future ging es seitwärts,  während  der Mini  eine Spitze von  25 Ticks nach oben ausbildete  und die dort liegenden  Stopp-Loss- Orders zur Ausführung brachte.

Verschiedene Terminstrukturen

Auswahl an Handelsmonaten
Während in Aktienindex- und Renten-Futures nur vier Verfallsmonate pro Jahr handelbar  sind, kann man bei einigen Rohstoffen für nahezu jeden der zwölf künftigen Monate einen Future finden. Die Feinarbeit besteht darin, zu wissen, welches der Handelsmonat mit dem höchsten Volumen  ist. Es macht wenig Sinn, einen nahen Monat im Gold-Future  zu handeln,  bei dem der Umsatz höchstens 100 Geschäftsabschlüsse pro Tag aufweist.  Vielleicht kommt  man  zum gewollten Preis in die Position hinein– spätestens  aber  bei  Erreichen  der  Stopp-Loss-Marke wird es kritisch. Die resultierende Slippage bei der Orderausführung kann sich dann deutlich negativ  auf das Ergebnis auswirken. Die Auswahl des umsatzstärksten Monats verhindert ein solches Ergebnis.

Neue vs. alte Ernte

Bei Nahrungsmitteln wird  zusätzlich noch  unterschieden, ob  der  Liefermonat des entsprechenden Kon- traktes mit neuer oder alter Ernte beliefert  wird.  So beginnt  zum Bei- spiel  bei  Mais  (Corn)  und  anderen
„Grains“ (zu Deutsch: Körner) ein neues Erntejahr  mit  den nach Oktober gehandelten Kontrakten.  Diese Ernte ist dann maßgebend für alle Kontrakte bis zum nächsten September.  Je nach  Versorgungslage kann es hier zu deutlichen Abweichungen und einem veränderten Verhalten im Kursverlauf kommen.    Zum  Schluss sollte man noch über die wichtigsten Termine  des entsprechenden Fu- tures  Bescheid  wissen,  hierzu  habe mir  einen  speziellen  Infokasten  mit der entsprechenden Erklärungen vorbereitet.

Das Beispiel  Weizen

Das Ganze hört sich komplizierter an, als es tatsächlich  ist. Schauen wir als Beispiel auf den Weizen-Future mit Laufzeit Juli  2012. In Bild 2 sind ent- sprechenden Zeitbereiche hervorge- hoben.  Der vertikale  lilafarbene Balken zeigt den Optionsverlauf auf diesem Verfallsmonat en. Fünf Tage später mit dem „First Notice Day“ beginnt  der Zeitraum,  in dem die physische Lieferung  der Ware mög- lich ist. Diesen Zeitbereich  sehen Sie im Tageschart farb- lich hervorgehoben. Alle noch offenen Positionen  sollten spätestens bei Beginn dieser farblich hervorgehobenen Zone per Hand aufgelöst  oder  weitgehend automatisch vom Broker geschlossen sein. Man erkennt dies am Open Interest, zu sehen unterhalb des Kursverlaufs, das bereits nach dem  Optionstermin deutlich  in Richtung  Null  ten- dierte.  Am „Last Trading  Day“ – in rot markiert  – mussten noch 86 Kontrakte  physisch  erfüllt  werden.  Dieser ist zeitgleich  der „Last Notice Day“. Eine vorzeitige  Lieferung ist nach den Statuten der Terminbörsen vor dem „First Notice Day“  immer  ausgeschlossen.  Als  privater  Händler  muss man daher nie mit einer Anlieferung der Ware rechnen.

Auflistung der wichtigsten  Futures-Märkte

In Tabelle 1 haben wir alle wichtigen Daten zu den größ- ten  Futures-Kontrakten,  die  man  von  Europa  aus  han- deln  kann, für  Sie zusammengetragen. Sie finden  nicht nur  Börse,  Punkte-  und  Tick-Größe,  sondern  auch  die zum Dezember 2012 gültigen Margin-Anforderungen für Übernacht-Positionen aufgelistet. Die Handelszeiten  gel- ten für in Mitteleuropa ansässige Trader. Sie beinhalten für  amerikanische Märkte  auch Börsenzeiten  außerhalb der Haupthandelszeiten, sozusagen den amerikanischen Nachthandel. Falls Sie einen entsprechenden Kontrakt handeln  möchten,  wählen  Sie als Frontmonat einen der aufgeführten Hauptmonate aus.
Die eingetragenen Margin-Anforderungen sind von der Börse vorgegeben, können  aber bei einem  Anstieg der  Schwankungen  schnell  erhöht  werden.  Sie  sollten Ihr Konto  mit  höchstens  35 Prozent belasten,  um genug Spielraum für neue Chancen zu haben. Die letzten zwei Spalten lesen sich etwas schwierig  diese Angaben  findet man in gleicher  Form auf den Webseiten der Termin- börsen –, aber hier sollten Sie etwas Zeit investieren.
Kommen  wir nun zu einer weiteren  Besonderheit, auf die Sie achten sollten:  die Terminstrukturen verschiedener Future-Laufzeiten.

Tabelle T1

Backwardation  und Contango

Nach  dem  First  Notice  Day muss  eine  offene  Position in den nächsten Hauptmonat gerollt  oder komplett geschlossen werden. Das „Rollen“ beinhaltet folgende  Vor- gehensweise: Besteht eine Long-Postition, wird diese durch ein Ge- gengeschäft geschlossen. Man baut zeitgleich eine neue Long-Position im dann gültigen Frontmonat des zuvor gehandelten Rohstoff-Futures auf. Hier empfiehlt es sich, genau zu analysieren,  ob die Vorgehensweise sich noch mit  dem  erwarteten Szenario  deckt oder  ob sich Ände- rungen  ergeben.  Sind  die Kurse bereits  zu weit  gestie- gen? Gibt es Anzeichen für eine Überhitzung beziehungs- weise ein Ende der Bewegung?

Futures-Handel

Ein Blick auf die Preise der Kontrakte mit späterer Fälligkeit  liefert  die nötigen  Informationen. Es gibt  zwei Möglichkeiten der Preisrelation zum aktuellen Front- Monat.  Wenn der längerlaufende Future einen niedrige- ren Preis aufweist  als der nahe Monat,  bezeichnet  man das als „Backwardation“. Wird der längerlaufende Future dagegen mit einem Aufgeld zum nahen Monat gehandelt, befindet   sich  der  Markt  im  sogenannten  „Contango“. Eine solche Situation entsteht, wenn der Markt steigende Preise erwartet.  Eine Verknappung des Rohstoffs  wurde am Futures-Markt vorweggenommen.
In den üblichen  Handelsplattformen kann man  sich die Struktur  zweier Kontrakte  als Spread-Chart  anzeigen lassen. Einen solchen sehen Sie in Bild 3. Dieser zeigt den
Unterschied  zweier  Terminmonate.  Dargestellt   ist  das Verhältnis   zweier  Mais-Futures   mit  Laufzeit  Dezember 2013 und Dezember 2012. Die grüne  Linie zeigt die Null- Linie, also die Schwelle zwischen Backwardation und Contango.
Durch  die Dürre  in den USA im  Sommer  2012 wird der Dezember 2013-Future mit  einem  Abschlag  von 160 Punkten gehandelt.  Die Backwardation hat in diesem Rohstoff  ein Ausmaß  angenommen, das in der Historie noch nie feststellbar war. Zu Beginn der Erntesaison han- delten die beiden Futures noch auf gleichem  Kursniveau. Die Verwerfungen nahmen  ihren  Lauf, als Amerika  von einer Hitzewelle  getroffen wurde,  die einen Großteil  der Ernte in Mitleidenschaft zog. Da sich zusätzlich die La- gerbestände  für das darauf folgende  Erntejahr  durch die Verknappung deutlich   vermindern, stiegen  die  Futures bis ins Erntejahr  2013 hinein,  während  sich die Kurse für zum Beispiel Dezember 2013 dagegen weniger  stark nach oben  bewegten.  Der Grund  hierfür  ist  wiederum, dass man  bis  dahin  schon  wieder  von  einer  Normalisierung der  Ernte  und  von  einem  einhergehenden Überschuss und Erhöhung  der Lagerbestände  ausgeht.
Beides  wird  in  einem  deutlichen Abschlag  gegen- über den Futures kürzerer Laufzeit sichtbar.  Der Spread- Chart lässt erste Anzeichen dafür erkennen, dass es sich nicht mehr lohnt,  eine bestehende  Long-Position im nun auslaufenden September-Kontrakt 2012 in den Dezem- ber-Monat dieses  Jahres  zu rollen.  Zum  einen  gilt  die- ser bereits für die neue Ernte, zum anderen deutet der Spread-Chart  auf eine Verengung  des Unterschieds der angezeigten Laufzeiten hin.

Horizonterweiterung  für Futures Trader

Eine Verengung  des Spreads hätte ein Kursverlust im Dezember-Kontrakt 2012 bedeutet,  der für Mais im Kurs- verlauf  einen  ersten  Schritt  in Richtung  Süden  wäre.  In Bild  4 werden  die beiden  Futures-Kontrakte dargestellt. Im oberen Teil der neue Frontmonat mit Laufzeit Dezem- ber, darunter  der Future mit Laufzeit Dezember 2013.
Für jeden Handelsmonat sieht man die Commitment of Traders-Grafik,  die in beiden Verfallsmonaten massive Short-Positionen (rote  Balken  unterhalb der  Null-Linie) der kommerziellen Marktteilnehmer anzeigt. Vergleicht man  die Kursverläufe, wäre  das Rollen  einer  bestehen- den Long-Position vom September  2012-Future in den Dezember 2012-Kontrakt keine gute Idee. Der obere Kurs- verlauf korrigiert deutlich  stärker, als im unteren Chart zu sehen ist.
Am Terminmarkt wäre daher der Kauf eines lang- laufenden  Futures in Kombination mit  dem  Verkauf  des neuen  Frontmonats Dezember  2012  die  bessere  Wahl gewesen.  (Anmerkung der  Redaktion:  In  der  Tat  wäre dies  die  ideale  Wahl  gewesen.  Seit  Niederschrift  hat sich der Spread bis zum 14. November von 160 auf 103 verengt  zugunsten  des Traders,  der  damit  3000 Dollar im Plus steht.)
Wie Sie sehen, hat der Terminmarkt gegenüber  Aktien oder CFDs einen Vorteil:  Man kann nicht nur Optionsstrategien  und reine Trendpositionen aufbauen,  sondern durch den gleichzeitigen Kauf und Verkauf verschiedener Futures auf den Unterschied setzen. Werden  beide Teile dieser Position  an derselben  Börse gehandelt,  zieht dies zum Vorteil  des Traders auch noch eine niedrige  Margin nach sich, die das Terminmarktkonto deutlich  weniger belastet  als der reine  Kauf oder  Verkauf  eines  Futures. So muss für den oben genannten  Spread gegenüber  ei- ner reinen Trendposition weniger  als die Hälfte hinterlegt werden.

Fazit

Wir haben Ihnen hier erstmals  Grundinformationen zum Handel an den Terminmärkten zusammengestellt, die Sie so in keinem Buch finden. Falls Sie in den aufgeführten Rohstoff-Futures aktiv werden möchten,  finden Sie die wichtigsten Daten in der mitgelieferten Tabelle 1 aufge- führt.
Auch  wurde   anhand  des  Spread-Charts   illustriert, wie man zusätzlich zum reinen  Positions-Trading andere Techniken  anwenden  kann, um  profitable Trades zu ge- nerieren. So können ähnliche Positionen auch am Optionsmarkt durch den gleichzeitigen Kauf und Verkauf verschiedener Optionen aufgebaut werden. Grundvoraussetzung ist ein bestehendes  Terminmarkt-Konto. Nur damit sowie mit dem nötigen  Wissen eröffnen  sich Möglichkeiten,  die Sie bei einem normalen Depot-Konto nicht geboten bekommen.
Was  aber  auf  jeden  Fall  wichtig für  Sie  als  Trader ist,  sind  die  entsprechenden Grundinformationen  und das Wissen um die zusätzlich möglichen Strategien.  Der vorliegende Artikel  dient Ihnen als erster Schritt  in diese Richtung.

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