Perry Kaufman wurde in TRADERS´ 04/2014 interviewt. Er beschäftigt sich seit 1971 mit den Märkten und ist heute als Entwickler systematischer Handelsstrategien bekannt. Bis zum Jahr 2013 veröffentlichte er 13 Bücher, darunter „Trading Systems and Methods“ in der 5. Auflage. Perry Kaufman ist Geschäftsführer und Gesellschafter von KaufmanSignals.com. Er hält gelegentlich Vorträge vor Wirtschaftsforen, Anlegerverbänden und Studenten.
In diesem Review fassen wir kurz die interessantesten Punkte aus dem Interview zusammen:
1) Trendfolge ist nach wie vor die beste Handelsstrategie. Die meisten großen Akteure nutzen diesen Ansatz systematisch.
2) Die Märkte sind heute komplexer und volatiler als früher und das Rauschen ist stärker. Man muss daher langsamere Trends handeln.
3) Trendfolgestrategien funktionieren, wenn sie langfristig ausgerichtet sind und fundamentale Veränderungen erfassen. Kurzfristige Trends sind dagegen unzuverlässig.
4) Man braucht die seltenen, sehr großen Gewinne (Fat Tails), um mit Trendfolgestrategien per Saldo Gewinn zu machen, da die Anzahl an Verlust-Trades überwiegt.
5) Jüngere Märkte haben weniger Teilnehmer, sind trendstärker und weisen ein geringeres Rauschen auf. Sie können mit kurzfristigeren Methoden gehandelt werden.
6) Verwenden Sie langfristige Trends als Filter für kurzfristige Strategien. Welche konkrete Handelsmethode man anwendet, macht keinen großen Unterschied. Die einfacheren Lösungen sind aber in der Regel die besseren.
7) Im Intraday-Handel sind tendenziell Mean-Reversion-Ansätze besser, auf Sicht mehrerer Tage dagegen Ausbruchsstrategien.
8) Große Akteure können entweder wenige langsame oder viele schnelle Handelssysteme einsetzen. Je schneller das System, desto geringer die Liquidität.
9) Es ist schwierig zu erkennen, ob eine Strategie nicht mehr funktioniert oder ob sie nur einen Drawdown hat. Ein guter Indikator dafür ist die Häufigkeit der Verluste.
10) Privat-Trader sind flexibler als große Akteure, da sie unbemerkt ein- und aussteigen und alle potenziellen Gelegenheiten nutzen können.
11) Tests von Handelsstrategien sollten immer sowohl In Sample als auch Out of Sample durchgeführt werden.
12) Der Hochfrequenzhandel hat keine negativen Auswirkungen auf die großen Trends. Kurzfristig bringt er zwar höheres Rauschen, aber auch bessere Liquidität.
13) Das von Perry Kaufman entwickelte Efficiency Ratio zeigt an, wie geradlinig sich der Kurs von einem Punkt zum anderen bewegt. Hohe Werte sind günstig für Trendfolgestrategien, niedrige Werte sprechen dagegen für Mean-Reversion-Strategien.
14) Als Trader muss man in der Lage sein, einen Verlust einfach zu akzeptieren, weil er zum Prozess dazugehört. Wer das nicht kann, taugt nicht als Trader.