Der Weg des Traders: Die Lernkurve

Der Weg des Traders: Die Lernkurve

 

Trading ist erlernbar. Das haben wir im letzten Beitrag beschrieben. Dazu ist es notwendig, immer wieder die eigenen Grenzen nach außen zu verschieben, indem man die vertraute „Komfortzone“ verlässt und neue Herausforderungen angeht. Dieser Prozess wird Deliberate Practice genannt. Es muss fortlaufend im praktischen Trading umgesetzt werden, um sicherzustellen, dass tatsächlich ein anhaltender Lerneffekt entsteht. Dies führt zu einem Fortschritt auf der Lernkurve - und damit auf dem Weg hin zum professionellen Trading.

 

Aber wie entsteht der Lerneffekt genau? Hierzu müssen wir zwischen explizitem und implizitem Lernen unterscheiden. Explizites Lernen umfasst beispielsweise Fakten, die gepaukt werden müssen. Implizites Lernen läuft dagegen eher unbewusst durch Ausübung der jeweiligen Tätigkeit und Erkennen komplexer Zusammenhänge ab. So werden etwa Fähigkeiten wie bestimmte Bewegungsabläufe, die Sprache bei Kindern oder das Erkennen von Gesichtern erlernt.

 

Das gleiche gilt für Trading-Fähigkeiten. Hierzu zählen vor allem die Mustererkennung sowie die Abläufe zum diskretionären Umsetzen und Verwalten von Trades. Auch algorithmische Strategien basieren letztlich auf implizitem Lernen, um die Ideen zu entwickeln und die Systeme im Bedarfsfall an ein verändertes Marktverhalten anpassen zu können. Explizite Faktoren wie das Wissen über Trading-Grundlagen, die Funktionsweise der gehandelten Produkte oder das Auswerten von Backtests sind dagegen eine grundsätzliche Voraussetzung.

 

Implizites Lernen ist ein Grund dafür, dass Trading-Aufzeichnungen so wichtig sind. Indem wir einzelne Handelstage und -wochen anhand von Aufzeichnungen festhalten und auswerten, lassen sich zuvor unerkannte Details und Zusammenhänge identifizieren. In einem komplexen System wie der Börse sind diese Dinge entscheidend, um zu erkennen, wo und wie sich Risiken besser begrenzen oder Chancen besser nutzen lassen.

 

Im Lauf der Zeit ergeben sich typische Phasen auf der Lernkurve eines Traders. Diese verläuft in der Regel in 4 Stufen, die sich auch auf das Lernen in anderen Bereichen anwenden lassen:

 

  • unbewusste Inkompetenz: Auch bekannt als Dunning-Kruger-Effekt. Der Trader weiß nicht, was wirklich wichtig ist und wie Trading funktioniert. Gleichzeitig erkennt er dieses Defizit nicht, sodass ihn seine Intuition täuscht. Er weiß praktisch nicht, was er nicht weiß, und tendiert dazu, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen.

  • bewusste Inkompetenz: Auf der zweiten Stufe erkennt der Trader seine Defizite. Allerdings weiß er noch nicht, wie er es schaffen kann, erfolgreich zu werden. Seine Analysen sind einfach nicht gut genug. Das ist oft eine ernüchternde Phase, in der viele aufgeben.

  • bewusste Kompetenz: Nun hat der Trader in Bereichen wie Handelsstrategie, Risikomanagement und Trading-Prozess dazugelernt und weiß, wie er es angehen muss. Er hat eine Analysetechnik entwickelt, die ihm einen Vorteil bringt. Allerdings muss er sich konzentrieren und anstrengen, um alles richtig in die Tat umzusetzen. Trading fühlt sich wie harte Arbeit an.

  • unbewusste Kompetenz: Der Trader hat nun so viel Erfahrung, dass ihm sein Handelsstil in Fleisch und Blut übergegangen ist. Er weiß praktisch sofort ohne großen Aufwand, was die richtigen Entscheidungen sind. Nun kann er seiner Intuition vertrauen, wodurch ihm das Trading leichter von der Hand geht.

Das Ziel der Lernkurve ist es, die Stufe der unbewussten Kompetenz zu erreichen. Die Intuition zu entwickeln, welche Entscheidungen die richtigen sind. Gleichzeitig darf man aber nicht arrogant werden und glauben, sich nie wieder anstrengen zu müssen. Da sich die Märkte immer wieder verändern, müssen sich auch Profi-Trader darauf einstellen, regelmäßig kleinere oder größere Anpassungen in ihrem Trading vorzunehmen.

 

 

B1) Kompetenzstufen

Auf der Lernkurve durchlaufen Trader 4 Stufen von der unbewussten Inkompetenz zur unbewussten Kompetenz.

Kompetenzen im Trading

Quelle: Wikipedia, Igor Kokcharov

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