Börse: Die angekündigte Wende (US-Notenbank Fed)

Juni 2021. Die US-Notenbank Fed hat ihre geldpolitische Wende angekündigt - und sie wird sie deutlich früher, schon 2023 vollziehen. Im Gegensatz zu uns sind viele Beobachter nun „doch überrascht“. Dabei hat die US-Notenbank die Märkte schon seit Wochen auf ihren bevorstehenden grundlegenden Kurswechsel vorbereitet und versucht, die Erwartungen in diese Richtung zu moderieren (FK zuletzt vom 10.6.). Jeder der es hören wollte, konnte es.

Die Perspektive für die geldpolitische Wende in den USA ist nun klar. Die Fed wird ihre Anleihekäufe vorläufig beibehalten (mtl. Volumen 120 Mrd. USD). In diesem Jahr wird es keine Zinserhöhung geben. Mit Blick auf 2022 ist das aus heutiger Sicht ebenfalls unwahrscheinlich. Entscheidend dafür wird jedoch die Inflations- und Zinsentwicklung sein. Geht es hier - parallel zur US-Konjunktur - weiter flott nach oben, könnte die Fed sogar zu noch früherem eingreifen gezwungen sein. Anleger sollten darum weiterhin ihre Augen auf den Seismographen Anleihemarkt (Renditen) gerichtet halten.

Die Liquiditätsversorgung in den USA bleibt vorerst weiter hoch und die Märkte haben eine lange Vorwarnzeit für erste Zinsschritte. Das dürfte, nach der ersten Marktreaktion gestern, die Aktienkurse aber eigentlich stützen. Denn zunächst ist absehbar, dass die Konjunktur stark und auch stark gestützt bleibt. Für Aktien wird eine Inflation den historischen Erfahrungen nach erst ab Raten von 5% p.a. schädlich - unter der Voraussetzung, dass diese Raten dauerhaft hoch bleiben. 

Die US-Börsen dürften das Vorziehen der ersten Zinserhöhung von 2024 auf 2023 daher nun mit leichten Kursabschlägen verarbeiten. Allerdings werden die Anleger auch erkennen, dass noch einige Monate Zeit sind, bis die Fed wirklich aktiv wird. Das könnte gut der Auslöser für den letzten Schub der Aktienmarkt-Rally sein, in dem die Kurse nun endgültig die Fahnenstange hochgezogen werden. 

Der abgesackte Goldpreis scheint uns diese Überlegung zu bestätigen. Eigentlich sollte das Edelmetall angesichts steigender Inflation und Zinsen ebenfalls zulegen. Die Anleger haben das Edelmetall nach dem Fed-Entscheid aber sichtbar abverkauft. Risikoabsicherung wird also kleiner geschrieben. 

Das geht Hand in Hand mit dem steigenden Dollar. Der wird von der Erwartung nach oben gezogen, dass die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks absehbar in unterschiedliche Richtungen tendieren werden - auch wenn das noch einen langen zeitlichen Vorlauf hat. Dennoch ist der Euro wieder klar unter 1,20 EUR|USD gefallen. 

Fazit: Die Fed hat ihren geldpolitischen Kurs erklärt und den Märkten damit Klarheit verschafft. Das dürfte Aktien bis Mitte 2022 noch stützten, den Dollar beflügeln und Gold ein wenig ausbremsen. Anleger sollten jedoch nach wie vor die Inflations- und Rendite-Entwicklung eng verfolgen. Läuft sie aus dem Ruder, wird es eher „ungemütlich“. Quelle: Stefan Ziermann.

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