Mai 2021. Der DAX ist eingeklemmt zwischen einer Bullen- und einer Bärenfalle. Nach dem steilen Anlauf auf 15.500 Zähler ging es sofort abwärts (Bullenfalle) und die Unterstützung von 14.800 Punkten wurde getestet. Der Einbruch blieb jedoch (noch) aus, es ging wieder steil hinauf, fast an das frische Hoch heran (Bärenfalle).
In den USA hat der Dow einen Anlauf auf 35.000 Punkte unternommen und ein neues Hoch markiert. Die Freude währte aber nur kurz, es ging prompt 1.000 Punkte abwärts. Noch kräftiger ist der Abwärtsdruck im Tech-Index Nasdaq. Der Index ist erneut an 14.000 Punkten gescheitert und fällt nun Richtung 13.000 Zähler zurück. Dem Vernehmen nach haben große Fonds den zehnten Tag in Folge netto Tech-Aktien verkauft.
Wende-Signale sendet auch die japanische Börse. Der Nikkei hat bereits Ende Januar sein jüngstes Verlaufs-hoch erreicht (30.500 Punkte). Bisher wurden Abwärtsbewegungen immer bei 28.000 Zählern abgefangen. Für neue Hochs reichte die Kraft aber nicht mehr aus. Nun ist der Nikkei sogar signifikant unter die Unterstützung bei 28.000 Punkten gefallen (vgl. Chart oben).
Ein Blick auf den aktuellen ZEW-Index – und zurück in die Vergangenheit – liefern uns weitere Puzzle-Stücke in unserem Korrektur-Bild. Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren haben sich im Mai deutlich verbessert und den höchsten Stand seit über 20 Jahren erreicht. Zuletzt gab es einen höheren ZEW-Wert nur im Februar 2000. Erinnern Sie sich noch? Im März 2000 ging der Dot-Com-Crash los. Der führte den DAX von 8.064 (damals ein ganz frisches neues Allzeithoch) in zwei Jahren auf 2.700 Zähler in den Keller.
Auch diesmal könnte der ZEW-Index ein Kontra-Indikator sein. Denn wenn die überwiegende Zahl der Analysten und Institutionellen konjunkturell sehr optimistisch sind, dann bedeutet das auch, dass es wirklich ein Inflationspotenzial gibt. Sie wird kein schnell vorüber gehendes Phänomen sein. Zugleich bedeutet der Optimismus, dass viele der Anleger bereits hoch investiert sind. Umkehrschluss: Das Potenzial für weitere Kurssteigerungen ist begrenzt.
Wir wollen mit dieser Analyse keinen Crash an die Wand malen. Dafür ist noch zu viel Liquidität vorhanden und die Notenbanken werden die Märkte nicht mit Zinserhöhungen abwürgen. Aber das Gesamtbild ändert sich fundamental (Liquiditätsverknappung, anziehende Inflation, steigende Zinsen). Das sind die Auslöser für einen Wetterwechsel an den Börsen. Darauf hatten wir schon hingewiesen und sehen uns durch die Marktentwicklungen bestätigt.
Fazit: Die volatile Top-Bildung wird bald mit neuen Abwärtsschüben abgeschlossen. Wir erwarten eine gesunde Korrektur von 10 bis 15% in den großen Indizes, die sie an die langfristigen Trends (200-Tagelinie) heranführt. Ein Trendbruch ist das noch nicht. Anleger setzen jetzt auf Triple A-Strategie: Abkassieren (gut gelaufene Positionen), Absichern, Abwarten. Unsere Level für neue Einstiege hatten wir schon genannt (FK vom 6.5.). Quelle: Stefan Ziermann.