Verhaltenseffekte: Hindsight Bias

Der Hindsight Bias, zu deutsch „Rückschaufehler“, ist ein klassischer Effekt von verzerrter Wahrnehmung an der Börse und vor allem beim Trading. Er beschreibt das Phänomen, dass wir mit der Gewissheit, wie sich die Kurse tatsächlich entwickelt haben, die Ausgangssituation im Nachhinein anders beurteilen als zuvor, als das Ergebnis noch ungewiss war.

Eine Folge dieses Verhaltenseffekts ist, dass man misslungene Trades im Nachhinein als „offensichtliche Fehler“ interpretiert oder Anhaltspunkte dafür findet, warum die Position von Vornherein zum Scheitern verurteilt war. Bei profitablen Trades ist man rückblickend dagegen der Meinung, dass die Ausgangssituation eine höhere Positionsgröße oder eine längere Haltedauer ermöglicht hätte.

Tatsächlich aber lassen sich diese Einschätzungen auf unseren Drang zurückführen, Erklärungen für zu finden oder die Geschehnisse „vorausahnen“ zu können. Solche nachträglich getroffenen Einschätzungen sind systematisch dadurch verzerrt, dass wir den Ausgang bereits kennen. Das führt dazu, dass wir die Vorhersehbarkeit einer Entwicklung viel höher einschätzen als es im Vorhinein tatsächlich der Fall war. Teilweise werden sogar im Vorhinein gemachte Prognosen im Nachhinein in Richtung der tatsächlichen Ereignisse verzerrt. Im Nachhinein ist man eben immer schlauer.

Der Rückschaufehler ist einer der stärksten Verhaltenseffekte und läuft größtenteils unbewusst ab. Er lässt sich auch bei erfahrenen Tradern und Experten vieler anderer Berufsgruppen beobachten.

 

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