Eiserne Gesetze der Märkte: Die Marktarithmetik

An der Börse scheint nichts sicher zu sein. Aber in all dem Chaos gibt es ein paar fundamentale Zusammenhänge, die immer gelten. Dazu zählt das Informations-Paradoxon, das wir bereits besprochen haben.

Heute stelle ich dir ein weiteres “Eisernes Gesetz” vor: Die Rendite des aktiven Managements muss im Durchschnitt unter der Rendite des passiven Managements liegen – egal in welchem Zeitraum. Das hat William Sharpe im Jahr 1991 in einem kurzen, aber prägnanten Paper gezeigt. [1]

Auf den ersten Blick klingt das erstaunlich. Allein schon deshalb, weil Sharpe den starken Ausdruck “muss” verwendet, den Wissenschaftler normalerweise nicht in den Mund nehmen. Wie also konnte Sharpe zu einer so klaren Aussage kommen?

Schauen wir uns dazu seine Argumentation an. Angenommen, wir betrachten einen Index, zum Beispiel den S&P 500. Dieser stellt unseren Markt dar. Nun unterscheiden wir die beiden Management-Varianten:

● Der passive Investor hält stets alle Aktien des Index in der jeweiligen Gewichtung

● Der aktive Investor weicht mehr oder weniger von der Indexzusammensetzung ab – durch Selektion nur ausgewählter Aktien und/oder Variation der Gewichtungen – und versucht so, eine bessere Rendite als der Index zu erzielen

Der passive Investor erzielt stets die gleiche Rendite wie der Markt. Das gilt natürlich nur, wenn wir Transaktionskosten und Managementgebühren außen vor lassen. Diese sind bei passiven Anlagen zwar sehr niedrig, aber führen dennoch zu einer etwas niedrigeren Rendite als beim Index.

Jetzt kommen wir zum Kern der Argumentation. Es gibt nur zwei Segmente am Markt – nämlich das aktive und das passive. Diese müssen zusammen die Rendite des Marktes ergeben, so wie 1 + 1 = 2 ergeben muss. Gerade haben wir gezeigt, dass die Renditen des Marktes und jene des passiven Segments einander entsprechen. Daraus folgt, dass die Gruppe aller aktiven Investoren ebenfalls die gleiche Rendite erzielen muss – denn sonst würde die ganze Rechnung nicht aufgehen.

Natürlich gilt das nur im Durchschnitt. Einzelne aktive Investoren können deutlich besser oder schlechter als der Markt abschneiden. Aber zusammen als Gruppe erzielen sie genau dessen Performance.

Nun liegen die Kosten des aktiven aber deutlich über denen des passiven Managements. Denn aktive Investoren haben nicht nur höhere Transaktionskosten, da sie öfter hin- und her traden. Sie müssen (wenn sie einen Fonds managen) mit ihren Gebühren auch hohe Research- und Personalkosten decken.

Vor Kosten ist die Rendite des Marktes also identisch zur Rendite des passiven wie des aktiven Managements. Nach Kosten schneidet das aktive Management im Durchschnitt aber schlechter ab.

“After costs, the return on the average actively managed dollar will be less than the return on the average passively managed dollar.” [1]

Was bedeutet das Ganze nun für die Praxis? Im Wesentlichen können wir drei entscheidende Schlussfolgerungen daraus ziehen:

● wenn ein aktiver Investor oder Trader eine bessere Rendite als der Markt erzielt, muss ein anderer dafür zahlen (also schlechtere Renditen erzielen), damit die Marktarithmetik erfüllt ist – und wie wir gesehen haben, muss diese Arithmetik immer erfüllt sein

● Anleger, die sich nicht auskennen, können mit breit gestreuten Indexprodukten nahezu aufwandlos die Marktrendite erzielen und haben gute Chancen, damit auf Dauer besser abzuschneiden als aktive Anleger, die sich besser auskennen und viel Zeit investieren

● Kosten und Gebühren spielen auf Dauer eine entscheidende Rolle, da sie einen großen Teil des Anlageerfolgs ausmachen

Die Konkurrenz an den Märkten ist hart und jeder möchte einen Vorteil erzielen. Indem Anleger sich mit der durchschnittlichen Marktrendite zufrieden geben, können sie ihre Geldanlage extrem vereinfachen, ohne sich dadurch automatisch schlechter zu stellen.

Damit ist die Marktarithmetik das wohl erstaunlichste “Eiserne Gesetz”, das die Märkte zu bieten haben. Lass es dir nochmal in Ruhe durch den Kopf gehen. Egal, wie unsicher und riskant die Börse erscheinen mag – ohne großartiges Know-How und ohne großen Zeitaufwand kannst du ganz einfach immer zumindest die durchschnittliche Marktrendite erzielen.

Quellen:

[1] Sharpe, W. F. (1991), The Arithmetic of Active Management, The Financial Analyst’s Journal 47(1), S. 7-9

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